Rainer Hoffelner brennt für seine Tuschemännchen.
„Du musst selber brennen, wenn du etwas entzünden willst“, sagt Rainer Hoffelner. Er ist Zeichner, Maler, Dekorateur, Werbetechniker, Grafiker – Künstler. Seine Bilder erzählen Geschichten. Sein Markenzeichen sind kleine Tuschemännchen. Seit ein paar Jahren sind sie in diversen Ausstellungen in Deutschland unterwegs. In München waren sie schon, in Düsseldorf, in Hamburg. Anfang des Jahres haben sie den Sprung über den Atlantik in die Ausstellung „Palm Beach“ in Florida geschafft. Im Sommer fliegen sie nach China. Dort werden sie zwei Monate im Museum zu sehen sein. Den Vertrag dafür hat Rainer Hoffelner jetzt unterschrieben.
„Ich kanns noch gar nicht fassen. Es ist alles noch so unwirklich.“, erzählt der Vater der Tuschemännchen. „Meine Bilder im Museum. Davon träumt vermutlich jeder Künstler. Und für mich wird es jetzt wahr.“
Er lebt mit der Kuh im Garten und der Verkehrsampel im Flur
Rainer Hoffelner hat den Kopf voller kreativer Einfälle. Wer durch den Heerweg in Lenningen fährt, dem fallen sie ins Auge. Im Garten steht eine Kuh. In Originalgröße. Überzeugend wirklichkeitsnah aber unbeweglich. Im Garten gibt es ein Himmelbett aus Metall. Mitten im Hausflur, an der Treppe zum Obergeschoss regelt eine Verkehrsampel den Verkehr. Im Wohnzimmer lädt eine Kirchenbank zum Sitzen ein. Eine Parkuhr hat hier ihren festen Platz und überall hängen Dinge, die ursprünglich eine andere Verwendung hatten. Rainer Hoffelner hat sie zweckentfremdet. Und auch all diese Dinge erzählen Geschichten.
Der Werbefachmann hängt ein Haus an den Kleiderbügel
Der Künstler und Werbefachmann denkt um die Ecke. Quer. Seine Einfälle haben Stil. Seinen Stil.
„Deshalb heißt meine Werbeagentur ja auch 0817 und nicht 0815“, grinst der Künstler.
Hoffelner will polarisieren. „Manchmal braucht man bloß den Blickwinkel zu ändern und hat ein völlig anderes Bild“, sagt er. Seine Ideen produzieren Sommersandalen für Winterreifen, mit einem Schwangerschaftstest zeigt er, dass es Zeit für ein größeres Auto wird. Weil ein Bauträger keine Häuser „von der Stange“ haben wollte, wirbt Rainer Hoffelner mit Bildern von Häusern mit Kleiderbügeln.
„Ich will nie, nie nett sein“, sagt er. Nicht „Everybody’s Darling“ sein. Rainer Hoffelner möchte Stellung beziehen, anecken. „Wenn meine Bilder irgendwann mal jedermann gefallen sollten, hör ich auf zu malen“, sagt er.
und ist seit 2001 selbständig.
Gemalt hat der kreative Künstler schon immer. Dekorateur war sein Traumberuf. „Das Berufsbild war früher ein völlig anderes“, erzählt Hoffelner. Theaterkulissen zu gestalten habe dazu gehört und viele andere spannende Dinge mehr. Rainer Hoffelner hatte eine spezielle Theke mit Lippenstift und anderer dekorativer Kosmetik für den Verkaufsraum einer Parfümerie entwickelt.
Nach seinem Studium der Werbetechnik tauchte er als Grafiker in die Welt der Werbung ein, arbeitete als Kreativ- und Art-Direktur für mehrere Agenturen.
2001 machte er sich selbständig.
Sein erstes Tuschemännchen entstand bei einer Semesteraufgabe während des Studiums. „Wir sollten ein eigenes Logo entwerfen“, erzählt Hoffelner. Er zeichnete das erste Tuschemännchen mit Hosenträger in einer lebendigen offenen Pose, die einfach und klar vermittelte „Hier bin ich“.
Der Dozent fand es überzeugend. „Das bist du“, hatte er erklärt und „Du bist fertig“.
Die ersten Tuschemännchen erinnerten an Höhlenmalerei.
Auch damals schon hatte es die ersten Ausstellungen mit Hoffelners Bildern gegeben. Und auch seine Tuschemännchen waren schon dabei. „Die Männchen gehörten zu einer Serie mit maximal vier Bildern“, erinnert er sich. Danach sollte das Thema Tuschemännchen endgültig erledigt sein.
Ein bisschen erinnerte diese Serie mit ihrem Hintergrund an Höhlenmalerei, Männchen und Weibchen waren bekleidet mit etwas, das an einen Lendenschutz erinnerte, und beide trugen zusammen eine Stange an einen anderen Ort.
Die Bilderserie kam an. Viel zu gut, als dass Hoffelner sich von seine Männchen für immer verabschieden konnte.
Zur Euroeinführung 2001 war er beteiligt an der Ausstellung der Hessischen Landesbank zugunsten der Kinderkrebshilfe. Dafür hatten verschiedene Künstler in Zusammenarbeit gemeinsam mit Schülern aus der Region die komplette Frankfurter Kunstmeile mit zwei Meter großen Euro-Münzen geschmückt. Hoffelner hatte die eine Seite der Münzen gestaltet, die Schüler die andere. „Das hat einfach Spaß gemacht“, so der Grafiker und Künstler.
Die Ausstellung lief und Hoffelner bekam Post vom Brockhausverlag. Der Verlag zeichnete ihn in seiner Multimedia-Ausgabe als Künstler aus. Ein Frauenakt und – wie kann es anders sein – ein Männchenbild sind seitdem im Brockhaus zu sehen.
Danach begannen die deutschlandweiten Ausstellungen. Hoffelner malte seine Tuschemännchen in Auftragsmalereien.
Inzwischen erzählen sie auch ihre eigene Geschichte.
„Die Männchen selbst haben in all den Jahren eine Entwicklung durchgemacht und erzählen auch ihre eigene Geschichte“, so der Künstler. Hoffelner hat den Blickwinkel geändert, die Perspektiven.
Es war die Hamburger Galerie „Pashmin Art“, die schließlich das Besondere, das Persönliche, Augenzwinkernde, in Rainer Hoffelners Arbeiten erkannte. „Seine Arbeiten zeigen die Liebe zur Perfektion mit Witz und Humor und haben einen großen Wiedererkennungswert“ heißt es da in dem Empfehlungsschreiben der Galerie.
Und damit war der Weg frei für die kleinen lebensfrohen Tuschemännchen und ihre Geschichten deutschland-, europa- und schließlich weltweit in einflussreiche Galerien und Ausstellungen.
Hoffelner ist Werbefachmann mit eigener Werbeagentur. Seine Werbeideen und Konzepte nutzt er auch für eigene Projekte. Er ließ Postkarten mit seinen Arbeiten drucken und verschickte sie an Galerien. Und machte sich auf Deutschlandtour „Ich hab meinen Kofferraum voll gepackt und bin los gefahren“, erzählte er. Er meldete sich bei den Galerien die auf seine Karten reagiert hatten: „Ich bin grad zufällig in der Gegend und wenn Sie mögen, komm ich kurz vorbei“, erklärte er den Galeristen. Vier Ausstellungen mit seinen Arbeiten kamen auf diese Weise zustande.
Der Weg nach Florida und China begann mit einer Postkarte.
Und auch diesmal waren es wieder seine Postkarten, die ihn schließlich jetzt im Sommer nach China führen. „Die Karte kam an, als die Hamburger gerade aus China zurückgekommen waren, wo sie die Ausstellung organisiert hatten“, strahlt der Künstler.
Über die Hamburger Galerie kamen seine Bilder bereits im Januar nach Palm Beach in Florida. „Die Amis waren begeistert“, so Hoffelner. Seine Bilder wurden dort von einem unabhängigen Kunstgutachter bewertet. „Meine ein mal ein Meter großen Bilder sind jetzt rund 5000 Dollar wert“, staunt der Künstler. Seine Kunden freut das ebenfalls. Aus den Lieblingsbildern, die sie sich an die Wand gehängt haben, sind nun auch ganz offiziell künstlerische Werte geworden.
Rainer Hoffelner hat den Vertrag für die Ausstellung in China inzwischen unterschrieben. Das Ticket für den Flug liegt bereit. Im Juli geht’s los. Dann haben die echten Hofflener-Tuschemännchen ihren Platz für zwei Monate im Museum of Contemporary Art / Beijing – China (MOCA).