Er ist 70. Springt und rennt drei Stunden über die Bühne. Und singt dabei. „Der Greis ist heiß.“
Wie macht er das? „Mein Body und ich“ trällert Udo und dankt damit seinem Körper. Der hat das wirklich verdient. Selbstverständlich ist das nicht. Nach all dem, was Udo ihm in all den Jahren zugemutet hat.
Udo ist leiser geworden. Weniger Klamauk wie „Alles klar auf der Andrea Doria“ oder „Bodo Ballermann“. Wobei auch das auf den zweiten Blick ernste Themen waren. Augenzwinkernd.
Dafür mehr Tiefgang. Stille Töne über das Leben „Nimm dir das Leben und lass es nicht mehr los, denn alles, was du hast, ist dieses eine bloß.
Nimm dir das Leben und gib’s nie wieder her, denn wenn man es mal braucht, dann findet man’s so schwer.“
„Ich trag dich durch die schweren Zeiten“ singt er – angeblich für den VfB, hatten die Stuttgarter Nachrichten angekündigt. Ich denke an meinen Freund, den ich nicht halten, durch diese schweren Zeiten hab tragen können.
Der Kinderchor auf der Bühne erklärt gemeinsam mit Udo voller Inbrunst und musikalisch, dass ich `ne „coole Socke“ bin.
Endlich sagt das mal jemand.
Und wozu Kriege da sind, verstehen sie heute immer noch nicht. Damals sei es der zehnjährige Pascal gewesen, der das Lied 1980 mit Udo auf der Bühne gesungen hat. Pascal ist erwachsen. Auf der Bühne stand er am Samstag in Stuttgart immer noch: am Keyboard mit dem Panik-Orchester.
„Sie brauchen keinen Führer“ und die „Bunte Republik Deutschland“ ist heute noch so aktuell wie vor 30 Jahren. Oder wieder?
70 Jahre. Er hat was zu sagen und tut es auch. Mit Licht und Feuer. Ufo und Sternenhimmel, dem vom Himmel schwebenden Cello und anderen Künstlern. Wie immer natürlich auch diesmal mit jeder Menge schöner Frauen. Dass sie nicht viel anhaben, kann man verstehen. Sommer, Bühnenlicht, viel Bewegung. Ausdrucksstarke Stimmen, Tänzerinnen – junge Frauen, echte Talente. Viel mehr als tolle Körper.
Und ein paar alte Freunde, musikalische Wegbegleiter wie Clueso, Helge Schneider und Otto. Otto und Udo – die Hamburger Szene. „Reeperbahn“. Jetzt bin ich wieder da.
„Ich mach mein Ding“ Ja!
„Jemand muss den Job doch machen.“
Wer sonst, wenn nicht Udo Lindenberg.
„Keine Panik“-Tournee 2016, Stuttgart.
Unwetterwarnung. Regen, Sturm, Gewitter. Passt. Eine Naturgewalt ist Udo auch.
Das Konzert ist in der Mercedes Benz Arena. Open Air.
Langärmliges T-Shirt und Regenjacke.
Auf der B27 wird unser Mini zum Wasserfahrzeug. Regina, Martin und das Fliwatüt.
In Stuttgart ist der Himmel blau.
Zu warm angezogen.
Das Udo-Lindenberg-T-Shirt rettet uns vorm Hitzestau. Und Flagge zeigen wir damit außerdem.
Für Udo.
Udo, der mich irgendwie mein ganzes Leben begleitet hat. Dessen Geschichte scheinbar eine Menge mit meiner eigenen zu tun hat.
„Hoch im Norden“ war das erste Stück, mit dem er mich mitten ins Herz getroffen hatte. Da saß ich. 15 Jahre alt. Hoch im Norden. Hinter den Deichen. Mit ganz vielen Fischen. Und immer nur Wasser. Wie Udo.
Inzwischen ist er 70. Und ich bin 60. Und immer noch macht er meine Musik, singt meine Lieder. Singt, was ich gern sagen möchte.
Seine Power ist überwältigend.
Ein Feuerwerk.