Was freut mich am Frühling?
(und leider sind es wieder nur Plattitüden!)
- Raus in den Garten!
- Freude an den frischen leuchtenden Farben
- Düfte (Frühling, ja Du bist‘s, Dich hab ich vernommen!)
- Das fröhliche Gezwitscher der Piepmätze
Spätestens seit Christian Morgensterns Gedicht steht der Architekt im Ruf Zwischenräume zu bauen („es war einmal ein Lattenzaun … der nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus…“). Daß es sich dabei meistens zwischenmenschliche Räume sind, wird oft nicht erkannt. Und daß ein guter Architekt den Außenraum immer gleich mit plant, gewissermaßen den Garten als Extension des Hauses, sollte man voraussetzen können. Also: raus in den Garten, den Außenraum, in den zusätzlichen Lebens-„Raum“ – so man das Glück hat, einen zu haben.
Dort locken mich jedes Jahr die frischen Farben von Wiese, Bäumen und frühen Blumen. Sich in den gebauten Räumen mit fröhlichen frischen Farben zu umgeben ist leider nicht allgemeingültig, und im protestantisch geprägten Württemberg sowieso nicht – aber nur Mut: es gibt nichts Gutes, außer man tut es, die frischen Farben erleichtern das Herz, die Seele, und machen fröhlich!
Haben wir am Ende des Winters nicht irgendwann den Muff der Wohnungen und Häuser satt? „… Süße wohlgeahnte Düfte streifen ahnungsvoll das Land …“ – sie sollen halt nicht nur streifen sondern uns – unsere Sinne – richtig voll treffen!
Und wenn ich dann schon mit Auge und Nase so voll „von Sinnen“ bin, dann gehen in mir auch die anderen Sinne auf: das lange vermisste Gezwitscher im Ohr! Nur Morgenmuffel lieben nicht das Singen der Amseln ab halb sechs Uhr in der Früh! Aber auch die etwas geringeren Gesangskünstler, die eben nicht so RAUM-prägend pfeifen, gehören für mich zum Frühling, dem Neustart – oder wie es heute heißt: dem Reset.
Und ist es nicht herrlich, daß wir Menschen genau das alles eben NICHT bauen können?! Daß auch der beste Architekt zur Freude der Nutzer die Natur durch den gebauten Raum, und damit den zwischenmenschlichen Raum, höchstens fördern kann.
Innerlich erfreue ich mich aber trotzdem daran, daß ich meine Grenzen, und damit auch den Beginn meiner Unfähigkeit, erkannt habe.
Für seine Bauherren stets bis an seine Grenzen geht Ihr Architekt
Ulrich de Pay