Es geht um Sport und Integration, um Spaß und darum, Freude in der Gruppe zu erleben. „Regionalmodell Kooperation zwischen Frühchen e.V. und TSG Inklusiv – Bewegung inklusiv von früh(chen) bis älter(e Menschen)“ ist der Titel der Auftakt-Veranstaltung, mit der die Vereine Reutlinger „Frühchen“ und „TSG Inklusiv“ ihre Kooperation jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt haben.
Die Entwicklung der Kinder ist unterschiedlich
„Frühchen brauchen nicht nur in den ersten Wochen Unterstützung“, erklärte Dr. Martin Sowa, der gemeinsam mit Albrecht Tappe die Abteilung „TSG Inklusiv“ leitet. Die Entwicklung der Kinder sei extrem unterschiedlich. Manche müssten mit einer Behinderung klarkommen, mit Entwicklungsverzögerungen, sozialen Verhaltensauffälligkeiten, Ängsten, geringem Selbstbewusstsein oder Aufmerksamkeitsstörungen. Und manche entwickelten sich ganz normal.
Die meisten Kinder seien in der Schule gut versorgt, aber nachmittags gebe es einfach nichts mehr. Nur selten spielten Vereine eine Rolle im Familienleben. „Es sind nicht die Kinder, die den Weg zu uns nicht finden, es sind die Eltern“, berichtet Sowa. Seine Erfahrung: Sie trauen sich nicht. Immer wieder würden sie abgelehnt. Dass da das Selbstbewusstsein schließlich auf der Strecke bleibe, sei kein Wunder. Sowa erzählt von einem 14-Jährigen Jungen in Freiburg, der so gerne in einer Sportgruppe mitmachen wollte. Fußball habe er probiert und Karate. „Überall ist er bald wieder rausgeflogen“, so Dr. Martin Sowa. „Solche Jungs brauche ich hier nicht“, habe die Mutter von dem Karatetrainer zu hören bekommen. Sowa hatte nachgefragt: Der 14-Jährige war ebenfalls als Frühchen auf die Welt gekommen.
„Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen“
So etwas gebe es bei der TSG nicht. „Bei uns wird niemand abgelehnt“, sagt er. Für jeden gebe es ein adäquates Bewegungsangebot. „Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen.“ Ausgangspunkt seien bei der TSG Inklusiv Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeit des Menschen.
Die Frage sei nicht: „Was kann der Mensch sportlich leisten“, sondern es gehe viel mehr darum, was der Sport menschlich leisten könne, erklärte der TSGler.
Stark wie zwei – das stehe nicht nur dafür, dass zwei Vereine zusammen mehr bewegen könnten“, so Steffen Weiß, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Frühchen“ über das Marketingkonzept. Auch die Frühchen wüchsen mit den richtigen Sportangeboten weit über sich hinaus und seien schließlich „stark wie zwei“. Steffen und Birgit Weiß’ Tochter ist ein gutes Beispiel dafür, was hier möglich ist. Aiga trainiert inzwischen für die deutsche Meisterschaft im Rollstuhlfechten.
Plätze für Frühchen reserviert
Seit zwanzig Jahren gibt es den Reutlinger Verein „Frühchen“. Zum runden Geburtstag sollen in diesem Jahr eine ganze Reihe Aktivitäten stattfinden.
Das Engagement der TSG zu Integration und Inklusion besteht seit 1979. Zurzeit gibt es insgesamt 52 Spiel- und Bewegungsangebote für rund 480 Menschen mit und ohne Behinderung. Die Altersspanne derer, die dieses Angebot wahrnehmen reicht von 1 bis 85 Jahren. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit diversen Störungsbildern oder Entwicklungsverzögerungen werden speziell gefördert.
Seit etwa drei Jahren arbeitet die TSG auch mit den Reutlinger Frühchen zusammen. Sie haben ihren Platz in Gruppen für Frühgeborene ab etwa zwei Jahren, in der es um besondere sportpädagogische Maßnahmen in Sachen Psychomotorik geht. Sie schwimmen in einer Frühfördergruppe und sind in bestehenden Psychomotorik- und Sportgruppen aller Altersklassen dabei, nehmen an sportlichen Aktionen, Festen, Spendenmarathon und Altstadtlauf teil.
In diesem Jahr soll die Zusammenarbeit intensiviert werden. „Wir haben Plätze für Frühchen reserviert“, verspricht Albrecht Tappe.